Liebe besiegt alles (German Edition) by Nicola J. West

Autor:Nicola J. West [West, Nicola J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blitzeis Verlag
veröffentlicht: 2017-07-18T22:00:00+00:00

Bis die Nacht hereinbrach, schaffte ich es, mich zurückzuhalten. Allerdings müsste ich so ehrlich sein und zugeben, dass ich Myles die meiste Zeit über aus dem Weg gegangen war, um nicht in Versuchung zu geraten.

Die Männer hatten sich zurückgezogen, um Musik zu machen, neue Lieder zu schreiben. Dawson und Will blieben ein paar Tage in der Stadt und so gab auch Sam sich die Ehre. Der Garten des Haupthauses war zur Sperrzone erklärt worden und nicht einmal zum Essen kamen sie herein.

Isabelle und ich erbarmten uns, brachten ihnen etwas. Unabhängig voneinander stellten wir fest, dass sie nicht nur von der Musik berauscht, sondern mehr als nur angetrunken waren.

Sam blieb über Nacht, für ihn war ein Zimmer im Gästehaus vorbereitet, Myles aber musste nach Hause. Auf der Veranda des Gästehauses lauerte ich nur darauf, dass er erschien.

Vollkommen gleich wie groß die Versuchung sein würde, ihn zu küssen, wenn wir alleine auf dem mondbeschienenen Parkplatz standen. Ich würde nicht zulassen, dass er betrunken fuhr.

Isabelle trat zu mir hinaus und schmunzelte. »Ich könnte erst den Anstandswauwau für euch spielen und dann Nelson in mein Zimmer lotsen.«

»Ich glaube nicht, dass du im Zweifelsfall etwas ausrichten könntest, Izzy.«

»Ich auch nicht, aber ich könnte dann wenigstens sagen, ich habe alles mir Mögliche getan.«

»Ha!«, rief ich etwas zu laut. »Du willst nur dich selbst reinwaschen!«

»Das ist möglich.« Sie nickte zum Haupthaus. »Da ist er übrigens!«

Augenblicklich stolperte ich aus dem Korbsessel, strich mein gelbes Sommerkleid glatt, warf die graue Strickjacke auf den Beistelltisch.

»Siehst gut aus!«, neckte Isabelle mich. Sie verdiente den sachten Tritt ans Schienbein, den ich ihr verpasste eindeutig.

Ich wusste genau, dass sie mir breit grinsend hinterher sah, während ich über den staubigen Feldweg und die knirschenden Kiesel rannte. Myles saß fast im Sattel seines Motorrads, als ich den Parkplatz erreichte. »Myles!«, rief ich, weil mir nichts andere übrig blieb, um ihn aufmerksam zu machen. »Warte!«

Er ließ den Helm sinken und sah mich mit vor Überraschung großen Augen an. Dass er allerdings nicht zusammengezuckt war, hieß wohl, dass er mit meinem Auftauchen gerechnet hatte. Kannte er mich so gut? Oder war die Hoffnung der Vater seiner Gedanken gewesen?

Würde mein Herz glühen, wenn es vor Liebe anschwoll, könnte man es jetzt durch die Nacht leuchten sehen. »Ich habe die Schlüssel von Glenns Jeep und könnte dich fahren.« Plötzlich erschien mir meine eigene Idee wie eine Ausrede, um Zeit mit ihm zu verbringen. »Nicht, dass du eine Strafe riskierst wegen Trunkenheit am Steuer.« Nun brannten zumindest meine Wangen. Ich wollte ihm ja auch nichts unterstellen. »Also ... falls du zu viel hattest, meine ich.«

»Hatte ich nicht. Aber danke, dass du dir Sorgen um mich machst. Das ... fühlt sich irgendwie gut an.«

Das Verlangen lag so greifbar in der Luft zwischen uns, dass meine Knie zitterten. Ich musste eine Hand auf den Sattel seines Motorrads legen, um nicht einzuknicken. Uns trennten nur wenige Zentimeter. Sein Lächeln war so warm, dass ich am liebsten die Hände ausgestreckt, seine Wangen berührt hätte.

Einen Moment Vergessen.

Ich schluckte hart, überspielte mich selbst, indem ich etwas Ernsteres ansprach.

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